Bislicher Insel 2023 – Teil 1

Ca. 200.000 Gänse überwintern im Kreis Wesel am Niederrhein und ca. 20.000 davon allein auf dem 1052 Hektar großen Gebietes der Bislicher Insel, die eigentlich gar keine Insel, sondern eine Landzunge ist.

Bis zu 11 Gänsearten gibt es dann in den Monaten zwischen Oktober bis März zu sehen.

Aber die Stars der Bislicher Insel sind die Seeadler.
In den Wintermonaten waren sie seit 2008 immer mal wieder Wintergäste und ab 2017 kann dort ein Pärchen beobachtet werden, dass sich dort dauerhaft niedergelassen hat.
Sie sind das einzige in NRW brütende Seeadlerpaar und sie haben seit 2018 schon drei Bruten erfolgreich aufgezogen.

Im letzten Jahr wurde die Brut aber jäh durch ein weiteres Seeadlermännchen zerstört, das plötzlich im Revier auftauchte und den Horst samt recht frisch geschlüpfter Brut angriff.

Das im Netz sitzende Weibchen konnte die Brut leider nicht verteidigen und das ansässige Paar und auch der Eindringling wurden zunächst wochenlang nicht mehr gesichtet und die Befürchtung war groß, dass die Bislicher Insel als Seeadlerrevier wieder verwaist sein würde.

Aber sehr zur Freude sämtlicher Vogelfreunde, die das Revier schätzen, sind ein männliches und ein weibliches Tier zurückgekehrt. Ob es sich um das angestammte Pärchen oder den Eindringling vom letzten Jahr handelt, der das Weibchen für sich gewinnen konnte, ist nicht bekannt.

Fest steht aber, dass das Pärchen sich verpaart (durch Fotos belegt) und wohl auch ein Gelege hat, denn der Horst ist mittlerweile dauerhaft besetzt.

Ich war vor einigen Jahren im Hochsommer bereits einmal dort. Damals bekam ich keinen Seeadler zu Gesicht, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt schon dort gewesen sind, wie mir vor Ort berichtet wurde und wo ich diverse Fotos von anderen Fotografen bestaunen konnte, die sich mit mir in einer der Beobachtungshütten der Bislicher Insel aufhielten.

Am Montag hatte ich dann aber tatsächlich das Glück, das erste Mal live einen Seeadler in freier Natur erleben zu dürfen.

Gehofft hatte ich es zwar, aber nicht damit gerechnet und so war ich auch bei der ersten Sichtung etwas unvorbereitet, als ich in einer der Beobachtungshütten saß und plötzlich die Gänse vor mir auf dem Wasser mit gellenden Warnschreien fluchtartig davon stoben und ich mich fragte, was wohl los sei, als dann plötzlich eine ziemlich große Vogelsilhouette über der Dachkante der Beobachtungshütte erschien.

Als ich schließlich die Kamera hochgerissen und auf den Auslöser gedrückt hatte, hatte ich zwar ein scharfes Foto, was allerdings nur Flügel und Schwanz zeigte und nicht mehr. ;-)

Herr Seeadler ließ sich dann in der Nähe des sehr weit entfernten Horstbaums in einem anderen Baum nieder und blieb dort eine ganze Weile sitzen, bis er plötzlich einen unbeobachteten Augenblick nutzte, um wieder von dannen zu fliegen, denn plötzlich war er einfach weg.

Netterweise zog er dann später noch einmal ein paar Kreise über einem der Seen und ich konnte ihn zumindest dokumentarisch auf Foto festhalten, denn er war schon ziemlich weit entfernt.

Viele Bilder habe ich an diesem Tag nicht gemacht, denn ich hatte leider meinen Telekonverter nicht dabei, den man dort allerdings sehr gut gebrauchen kann. Zudem steht die Sonne an der Beobachtungshütte der Seeadler gegen Mittag schon sehr ungünstig, an einer der anderen von 3 Hütten hat man morgens volles Gegenlicht und an der anderen Hütte war schlicht und ergreifend so gar nichts los.

Schade, dass die Bislicher Insel – wie so viele tolle Beobachtungsmöglichkeiten – so weit von mir entfernt liegt und ich fast 2 Stunden Fahrt dorthin in Kauf nehmen muss. Sonst wäre ich definitiv öfter dort. 

Machts gut … wir lesen uns.

Eure
Frauke

Fraukografie
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